Das kleine Dorf auf einer Insel am Ende der Welt
Auf einer von zehntausenden Inseln des finnischen Schärenmeers gibt es einen Weiler, nachgewiesen seit dem 16. Jahrhundert. Früher ein kleiner Hafen auf der Handelsroute zwischen Stockholm und Turku, bis Anfang der 1970er-Jahre ganzjährig bewohnt von Bauern mit Vieh und Ackerbau, die auch fischten. Dann zogen die Bauern auf eine grössere Insel, in Richtung Festland gelegen, mit richtigem Dorf. Oder noch weiter. Auf der Ausseninsel behielten sie ihre Höfe für die Sommermonate, aber ohne Vieh, forsteten auf den ehemaligen Äckern Nadelholz auf, verpachteten irgendwann das Land an einen Bauern, der seine Mutterkuhherden den Sommer über auf einer Insel lässt. Und liessen Städter für die Sommerfrische zur Miete in ihre Häuser.
Sonne, Wind, Meer; felsig und karg, voller Leben, grün und bunt; weit und verwunschen. Mit Sicherheit einer der schönsten Orte der Welt.
Als Gemeinschaftsprojekt wird es machbar
Als sich die Nachkommen der seit hunderten von Jahren auf der Insel ansässigen Familie dazu entscheiden, ihren Inselhof ganz aufzugeben, stellt sich für die Sommerfrischler unversehens die Frage nach dem „Wie weiter?“. Ein ganzer kleiner Weiler, mehrere Gebäude, viel Land. Wunderschön, aber weit weg und im Unterhalt sehr arbeitsintensiv. Bald wird klar, dass, falls der Hof übernommen werden soll, eine ganze Gruppe von Leuten dabei sein muss. Die Grundidee ist einfach: Gemeinsam den Ferienort unterhalten und nutzen, Verantwortung, Kosten und Arbeit teilen, gemeinsam entscheiden.
Nach ausgiebigem Nachdenken und Diskutieren gründete sich Anfang 2016 der Verein der Inselfreunde, die alle einen einmaligen Beitrag in Form von Arbeit und / oder Geld leisten und sich die jährlichen Fixkosten teilen. Daneben soll ein weiterer Kreis wohlgesinnter Bekannter und Freunde die Insel für Ferien nutzen können und dafür zur Deckung der Unterhaltsaufwendungen beitragen.
Die Inselfreunde sind verantwortlich für zwei der fünf noch vorhandenen Wohnhäuser in dem kleinen Dorf, beide gut hundert Jahre alt, dazu eine Sauna, zwei Toilettenhäuser, ein Bootshaus, ein Fischerhaus, einen Stall, ein Museum, ein Spiel- sowie ein Baumhaus; rund 1.3 ha Land von felsig bis sumpfig, mit Gestrüpp, Wiesen, Gemüseacker und einem sehr kleinen Forst. Ausserdem entsteht eben jetzt als neuer Bestandteil des Dorfes, wenn auch etwas abseits, das kleine Haus am Meer >>. So wird das Verhältnis von Wohn- zu Nebenhäusern verbessert: Es können mehr Leute zur gleichen Zeit auf der Insel sein; mehr Leute, um auch die Nebengebäude zu unterhalten…
Erhalten, erneuern, neu gestalten
Alle Gebäude müssen mindestens soweit unterhalten werden, dass sie vor dem Verfall geschützt sind. Als Richtlinie versuchen wir, wo möglich die vorhandene Bausubstanz intakt zu lassen und die Gebäude im Stil ihrer Entstehungszeit (bei den Wohnhäuser um 1900) zu sanieren. Als erstes renovieren wir das Wohnhaus Strandgård >> im Sommer 2016 / 2017. Die Umgebungsarbeiten sind darauf ausgerichtet, die offene Kulturlandschaft nicht weiter verbuschen zu lassen und die Artenvielfalt zu fördern.
Das Gemeinschaftsprojekt fordert aber nicht nur Einsatz für den Unterhalt, es eröffnet auch Gestaltungsräume. Welche Gebäude und Räume wie genutzt werden, welche Projekte als nächstes umgesetzt werden sollen, entscheiden alle gemeinsam. Da die Nebengebäude (wie Stall, Fischerhaus) nicht mehr für ihre ursprüngliche Nutzung gebraucht werden, gibt es viel Platz für neue Nutzungen und neue Ideen – wie zum Beispiel eine Inselbibliothek/Ludothek. Wer eine gute Idee hat, kann sie vorschlagen und, das Einverständnis der anderen vorausgesetzt, auch gleich umsetzen.