Grundversorgung
Zweimal in der Woche, im Hochsommer viermal, und nur auf Bestellung, fährt die Insel ein kleines Fährschiff an. Von der grösseren, per Auto und Bus erreichbaren Insel aus versorgt es alle kleineren Inseln in einem Umkreis von etwa 20km. Es transportiert Passagiere, manchmal Fahrzeuge oder Material aller Art, bringt die Post und Lebensmittelbestellungen. Wer schnell ist, kann sich auf dem Fährschiff auch ein Eis holen: In die Kabine rennen, 2 Euro einwerfen, Eis schnappen und wieder an Land. Der eigentliche Service, die Fährfahrten, sind kostenfrei, gehören zum Service Public. Mit dieser garantierten Grundversorgung soll gewährleistet werden, dass ein Leben auf den Inseln weiterhin möglich bleibt.
Da wir kein Boot haben, das genügend leistungsstark ist für die Strecke zum nächsten grösseren Dorf, sind wir auf die Fähre sehr angewiesen. Auf dem einige hundert Meter von unserem kleinen Dorf entfernten Fährsteg kommen wir an, von hier reisen wir ab, heissen willkommen und verabschieden. Zweimal in der Woche bestellen wir per Telefon oder Webformular Lebensmittel, WC-Papier, Windeln und Gasflaschen beim nächstgelegenen Supermarkt. Dort werden die bestellten Produkte in Bananenschachteln verpackt und zur Fähre gebracht, die sie dann zu uns auf die Insel bringt.
Frischgemüse
. Ende Mai 2016 .
Zumindest ein klein wenig wollen wir aber doch an die bäuerliche Tradition des Dorfes anknüpfen. Und da diesen Sommer immer irgendwer da sein wird, ein paar von uns über Monate, sollte es sich eigentlich lohnen, ein wenig Frischgemüse anzupflanzen. Unser Inselnachbar pflügt für uns mit Traktor und Pflug das völlig überwachsene Gemüsebeet um. Ende Mai setzt Imma vier Reihen mit verschiedenen Sorten Kartoffeln. Bis Mitte Juni legt Elina daneben einen kleinen Gemüsegarten an und sät aus. Alles etwas spät…
. Mitte Juni 2016 .
Mitte Juni sind immerhin schon drei Reihen Kartoffeln am austreiben. Die traditionellen neuen Kartoffeln zu Juhannus (längster Tag im Jahr, am Wochenende um den 21.6.) werden wir aber nicht hier ernten können.
Mit Stefan haben wir zurzeit nicht nur einen tüchtigen Toiletten-Bauer auf der Insel, sondern auch einen ausdauernden Tüftler. Nach stundenlangem Auseinander- und wieder Zusammenschrauben bringt er die defekte Bodenfräse tatsächlich wieder zum Laufen. Das wird es uns natürlich sehr erleichtern, auch in den nächsten Jahren ein wenig Kartoffeln und anderes Gemüse anzupflanzen.
. Mitte Juli 2016 .
Bald kann man ernten. Die Kartoffeln stehen schon hoch, blühen aber noch nicht. Auf dem Gemüsebeet wachsen Radieschen, Zuchetti, Spinat, Zuckererbsen, Kohlrabi. Die Salatblätter sind noch arg angefressen von den vielen Raupen. Kulturen mit langer Wachstumszeit wie Karotten, Zwiebeln, Kohl, lohnen sich hier nicht. Sie würden vermutlich nicht reif werden im relativ kurzen Sommer. Tomaten, Gurken und Paprika könnte man probieren, bräuchte aber an der Wärme vorgezogene Setzlinge.
Und frischer Fisch
. 23.8.2016 .
Die hier verwendeten Netze sind etwa zehn Meter lang und zwei Meter tief, oben mit eingewebten Schwimmkörpern und unten mit Gewichten versehen. Wenn man die Netze immer mal wieder auslegt, kann man durchaus einige Fische fangen: Ahven (Barsch), Siika (Lavaret), Kampela (Flunder), Silli (Atlantischer Hering). Die Fischbestände in der Ostsee haben aber in den letzten Jahrzehnten spürbar abgenommen, was mit der Überdüngung des Binnenmeeres und der Überfischung zu tun hat.
Unsere im Durchschnitt eher mageren Fangergebnisse sind wohl aber vor allem auf die fehlende Erfahrung zurückzuführen. Wir raten bloss, wo man zu welcher Zeit und Witterung vielleicht etwas fangen könnte. Heute fangen wir (Bernadette, Noémi und Elina) mit unseren zwei Netzen, beim zweiten Mal auslegen, wenigstens einen Barsch und zwei kleine Silli. Gut, dass wir das zeitaufwändige Fischen zur Hauptsache als schönen Ausflug betrachten können und nicht auf grosse Fänge angewiesen sind.
Erntezeit
. Mitte Juli – Mitte September .
Viele Kilo Kartoffeln und Zucchetti, jeden Tag frischen Salat und dazu dieses und jenes. Ab Mitte Juli bis Mitte September konnte der Garten doch einiges zu unseren Mahlzeiten beisteuern.
Mit „gefällt mir“ kann man gar nicht auf diesen Blog reagieren. Das ist so unzureichend, wie wenn man nach einem ergreifenden und mitreissenden Konzert nur den Daumen hochhalten würde.
Das Leben auf der Insel wird so vielseitig und farbenfroh erzählt, dass man versucht ist, einfach nur noch dort leben zu wollen.
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